- 28 Feb 2025
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Verbesserung der Datenqualität bei der Zertifizierung: Was sich warum ändert
- Aktualisiert am 28 Feb 2025
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Daten sind die Grundlage effektiver Nachhaltigkeitsbestrebungen – und sie sind zentral für unseren Ansatz hier bei der Rainforest Alliance. Zuverlässige Daten sind nicht nur unverzichtbar für ErzeugerInnen, damit sie ihre Nachhaltigkeitsfortschritte verfolgen und sich Zugang zu sich entwickelnden Märkten sichern können, sondern auch für Unternehmen, die wachsendem Druck ausgesetzt sind, über ihren sozialen und ökologischen Einfluss zu berichten. Egal ob durch VerbraucherInnen, Gremien oder Vorschriften – wie die EU-Richtlinie hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD), die Verordnung der Europäischen Union zur Vermeidung von Entwaldung (EUDR), die Europäische Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) und viele globale Berichterstattungsleitlinien – Unternehmen benötigen zielgerichtete Datenpunkte mit Fokus auf bestimmten Auswirkungsbereichen, und sie benötigen sie jetzt. Deshalb intensiviert die Rainforest Alliance ihr Engagement für die Verbesserung der Datenqualität bei der Zertifizierung.
Unsere Zertifizierungsteams arbeiten immer darauf hin, sicherzustellen, dass die Daten, die wir sammeln, nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern aus die Risikoanalyse unterstützen und Aussagen stärken. Wir glauben außerdem, dass es wichtig ist, dass ErzeugerInnen beim Erfassen von Daten so wenig wie möglich belastet werden. Obwohl unser Standard für nachhaltige Landwirtschaft aus dem Jahr 2020 uns ermöglicht hat, eine große Bandbreite von Informationen von ErzeugerInnen und ArbeiterInnen in landwirtschaftlichen Betrieben zu sammeln, sehen wir den Bedarf, Datenkonsistenz und -verifikation weiter zu verfeinern, sodass die Entscheidungsfindung für ErzeugerInnen und Unternehmen gleichermaßen besser unterstützt werden kann. Bei der Vorbereitung auf die Einführung unseres aktualisierten Standards für nachhaltige Landwirtschaft (Version 1.4) im Oktober führen wir wichtige Änderungen an unseren Datenprozessen durch.
Diese Änderungen haben zwei Ziele: Verbessern der Genauigkeit der von uns gesammelten Daten und Verringern der Administrationsarbeit für ErzeugerInnen. Neben Aktualisierungen unseres Standards arbeiten wir ebenfalls an spezialisierten Zertifizierungslösungen, die als optionale Add-ons für aktuelle ZertifikatsinhaberInnen oder als eigenständige Lösungen für Neulinge verfügbar sein werden. Diese Lösungen werden ErzeugerInnen ermöglichen, fachliche Nachhaltigkeitspraktiken zu validieren, und gleichzeitig Unternehmen helfen, sich hervorzuheben und ihr zielgerichtetes Engagement für Nachhaltigkeit zu zeigen. Durch das Vereinfachen der Zertifizierung und das Übernehmen eines fokussierteren Datenansatzes unterstützt die Rainforest Alliance ErzeugerInnen und Unternehmen dabei, sich genauer auf die Auswirkungsbereiche zu konzentrieren, die für sie am wichtigsten sind.
Überblick: Aktualisierungen unseres Standards für nachhaltige Landwirtschaft
Unser aktualisierter Standard für nachhaltige Landwirtschaft tritt im Oktober 2025 offiziell in Kraft. Weitere Informationen über spezialisierte Zertifizierungslösungen werden im Laufe des Jahres bekannt gegeben. In den kommenden Monaten wird die Rainforest Alliance alle betroffenen Beteiligten durch den Übergang begleiten.
I. Weniger, aussagekräftigere Datenpunkte
Eine der wichtigsten Änderungen in Version 1.4 unseres Standards ist, dass weniger, aber zielgerichtetere Datenpunkte gesammelt werden. In der Vergangenheit hat unser System viele Datenpunkte umfasst, die schwer zu überprüfen waren oder keine umsetzbaren Erkenntnisse für Unternehmen und ErzeugerInnen geliefert haben. Nach einer gründlichen Überprüfung haben wir die Anzahl der Datenpunkte auf insgesamt 45 reduziert (sieh Anhang „Indikatoren“). Zusätzlich zu diesen fokussierteren Datenpunkten werden Unternehmen ebenfalls Daten darüber sehen, ob InhaberInnen von Betriebszertifikaten die ca. 150 Anforderungen unseres Standards für nachhaltige Landwirtschaft erfüllen.
Weniger Redundanz und erhöhte Zuverlässigkeit
Indem wir nicht wesentliche Datenpunkte entfernen, geben wir Zeit und Aufmerksamkeit frei, damit sich ErzeugerInnen mehr auf die Qualität der von ihnen erfassten Datenpunkte konzentrieren können.
In der neusten Version unseres Standards ist eine wesentliche Verbesserung die Elimination redundanter Datenpunkte zum Verbessern der Zuverlässigkeit der Datenpunkte, die für alle Rainforest-Alliance-Partner von Bedeutung sind, wobei gleichzeitig die Berichterstattungslast für ErzeugerInnen verringert wird. Zum Beispiel mussten InhaberInnen von Betriebszertifikaten vorher für bestimmte Indikatoren sowohl absolute Zahlen als auch prozentuale Anteile melden. Diese Berechnungen werden nun von der Rainforest Alliance durchgeführt, wodurch ZertifikatsinhaberInnen weniger unnötige Arbeit haben und die Genauigkeit erhöht wird.
Darüber hinaus vereinfachen wird die Art, wie wird Schulungsdaten von Kooperativen und Arbeitskräften von landwirtschaftlichen Betrieben sammeln. Vorher haben wir detaillierte Informationen über die Anzahl von durchgeführten Schulungssitzungen, abgedeckten Themen, Publikumsdemographie und Teilnahmezahlen gesammelt. Heute prüfen wird nur, ob ZertifikatsinhaberInnen die Schulungsanforderung erfüllen. Obwohl sie diese Details immer noch für ihre Audits aufzeichnen müssen, müssen sie diese Daten nicht mehr an die Rainforest Alliance melden.
Nutzerfreundliche Datenerfassung und Fortschrittsüberwachung
Wir vereinfachen auch unseren Ansatz zu Indikatoren – die Sammlung von Datenpunkten, die genutzt werden, um den Fortschritt für ein bestimmtes Ziel zu messen (z. B. Überwachung der jährlichen Nutzung von Düngemitteln). Eine neue zentralisierte Struktur für Indikatoranforderungen wird entwickelt, damit diese einfacher zu beobachten und nachzuverfolgen sind.
lle 45 Datenpunkte sind direkt mit den Anforderungen unseres Standards verknüpft, sodass der Datenerfassungsprozess für ZertifikatsinhaberInnen ein natürlicher Teil der Zertifizierung ist.
In der letzten Aktualisierung wurden alle Indikatoren unter einer einzigen Referenz – Anforderung 1.7.1 – zusammengefügt, die Nutzer zum Anhang „Indikatoren“ weiterleitet. Während die Indikatoren verpflichtend bleiben, vereinfacht diese Änderung die Navigation, indem gewährleistet wird, dass alle relevanten Details in einem speziellen Abschnitt zu finden sind und nicht mehr über verschiedene Anforderungen des Standards verteilt sind. Für ErzeugerInnen bedeutet dies einen klareren und organisierteren Ansatz für Konformität. Anstatt in verschiedenen Anforderungen zu suchen, können sie nun im Anhang eine zentralisierte, einfach zu befolgende Liste von Indikatoren finden.
Anpassung an Vorschriften und Voranbringen von Menschenrechtsdaten
Die vom aktualisierten Standard geforderten Datenpunkte sind die, die für ErzeugerInnen und Unternehmen am wichtigsten sind und gut an die Markterfordernisse und die gesetzlichen Anforderungen angepasst sind. Während einige Datenpunkte unverändert bleiben, wurden andere verfeinert, um mehr Klarheit und Konsistenz zu erreichen. In einigen Fällen haben wir neue Datenpunkte eingeführt, um eine bessere Anpassung an Menschenrechts-Sorgfaltspflichtvorschriften zu erreichen.
Im gleichen Maße, wie Nachhaltigkeitserwartungen wachsen, entwickeln wir auch unser Zertifizierungsprogramm weiter. Es dient auch weiterhin als Unterstützung für Unternehmen, die Konformität mit wichtigen Vorschriften wie der CSRD und der EUDR erreichen wollen.
Wir haben bewertet, welche Datenpunkte unverzichtbar für Unternehmen und ErzeugerInnen sind, und gewährleistet dass die beibehaltenen Datenpunkte – wie Geokoordinaten, Assess-and-address-Details sowie Dünge- und Pflanzenschutzmittelnutzung – gut an die Markterfordernisse und die rechtlichen Anforderungen angepasst sind.
Menschenrechte sind ein wesentlicher Schwerpunkt dieser Aktualisierungen. Ca. 30 der 45 Datenpunkte beziehen sich auf diesen wichtigen Bereich. Genauer gesagt, wurden Menschenrechts-Datenpunkte erweitert, um zwischen bestätigten und beseitigten Menschenrechtsverletzungsfällen zu unterscheiden, die von ZertifikatsinhaberInnen durch unseren Assess-and-address-Ansatz gemeldet wurden. Vorher wurden bestätigte und beseitigte Fälle für jedes Thema durch einen einzigen Datenpunkt erfasst. Jetzt sind sie in zwei separate Datenpunkte aufgeteilt, um klarere Erkenntnisse zu bieten. Diese Gewichtung spiegelt die wachsenden regulatorischen Erwartungen und den grundlegenden Bedarf an größerer Transparenz hinsichtlich der Rechte und des Wohlergehens von ErzeugerInnen und ArbeiterInnen in landwirtschaftlichen Betrieben wieder.
Parallel dazu überwachen wir auch weiterhin wesentliche Umweltdaten zu Landnutzung, Baumarten, schattenspendenden Bäumen, Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz, Energie- und Wasserverbrauch.
Verlegen von Daten in spezialisierte Zertifizierungslösungen
Für Partner, die tiefere Einblicke durch maßgescheiderte Daten benötigen, entwickeln wir spezialisierte Zertifizierungslösungen, die sowohl ErzeugerInnen als auch Unternehmen die Möglichkeit bieten, sich auf bestimmte Auswirkungsbereiche zu konzentrieren. Durch das Verlegen von bestimmten digitalen Datenpunkten in diese spezialisierten Lösungen haben wir Partnern, die unseren Standard übernehmen, den Raum gegeben, sich auf Daten zu konzentrieren, die direkt mit ihren Nachhaltigkeitszielen ausgerichtet sind.
Einige Datenpunkte, die vorher Teil unseres Standards für nachhaltige Landwirtschaft waren, werden nun in zukünftige spezialisierte Zertifizierungslösungen integriert und eröffnen so für ErzeugerInnen und Unternehmen die Möglichkeit, sich auf die Themen zu konzentrieren, die für sie von entscheidender Bedeutung sind. Zum Beispiel werden digitale Daten in Bezug auf existenzsichernde Löhne und Beteiligung von jungen Menschen in eine neue auf Lebensgrundlagen spezialisierte Lösung übernommen. Andere Datenpunkte, die vorher durch den Standard abgedeckt wurden, werden in zukünftige spezialisierte Zertifizierungslösungen verlegt. Dieser flexible Ansatz ermöglicht ZertifikatsinhaberInnen und Unternehmen, sich auf bestimmte Auswirkungsbereiche zu konzentrieren, ohne dass ErzeugerInnen unnötig komplex Bericht erstatten müssen.
II. Verbesserung der Datenqualität und Validierung
Bei der Verbesserung der Datenqualität geht es nicht nur darum, die Anzahl der Datenpunkte zu verringern. Es sind auch bessere Datensammelmethoden und klarere Validierungsprozesse notwendig. Um dies zu erreichen, führen wir einige wichtige Verbesserungen ein.
Ein stärkerer Datensammel- und -verifizierungsprozess
Wie auch bei vorherigen Versionen unseres Standards sind InhaberInnen von Betriebszertifikaten für die Datensammlung verantwortlich. Jedoch führen wir stärkere Datenverifizierungsprozesse in der Auditphase ein, um die Qualität und die Genauigkeit der gesammelten Daten zu gewährleisten. Vorher haben unabhängige externe Zertifizierungsstellen während Audits lediglich geprüft, ob die von den ZertifikatsinhaberInnen gesammelten Daten vollständig waren. Von nun an werden die Zertifizierungsstellen die gesammelten Daten verifizieren (Nachweise prüfen) und validieren (bestätigen, dass die Informationen relevant, konsistent, vollständig und zutreffend sind). Dadurch, dass alle 45 Datenpunkte auf der Rainforest-Alliance-Zertifizierungsplattform erfasst werden und wir unsere Instrumente zum Sammeln der Daten verbessern (mehr dazu weiter unten), können ZertifikatsinhaberInnen durch Audits besser bei der ständigen Verbesserung ihrer Datenberichterstattungspraktiken unterstützt werden. Dieses System wird PrüferInnen dabei unterstützen, die Wirksamkeit von Zertifizierungsaktivitäten mit Schwerpunkt auf der effizienten Nutzung von Ressourcen wie Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, Wasser und Energie klarer zu bewerten. Gleichzeitig wird die Rainforest Alliance auch weiterhin Zertifizierungsstellen hinsichtlich ihrer Audits bezüglich des Rainforest-Alliance-Standards, einschließlich Datenverifizierungspraktiken zu bewerten.
In der untenstehenden Grafik finden Sie einen klaren Überblick über unseren neuen Datenverifizierungs- und -validierungsschritte:
Verbesserte Schulung und Unterstützung
Um konsistente und qualitativ bessere Datensammlung ab dem landwirtschaftlichen Betrieb zu gewährleisten, werden wir Schulungen und Ressourcen für InhaberInnen von Betriebszertifikaten verbessern, und PrüferInnen werden sie durch den gesamten Prozess hindurch unterstützen.
Bessere Datenmanagement-Tools
Wir sind dabei, zusätzliche Datenqualitäts-Prüfmaßnahmen einzuführen, um es zu erleichtern, Probleme bereits zum Zeitpunkt der Erfassung zu erkennen und zu lösen. ZertifikatsinhaberInnen werden ebenfalls Zugang zu einem nutzerfreundlichen digitalen Tool zur vereinfachten Dateneingabe erhalten, mit dem sie alle 45 Datenpunkte an einem Ort eingeben können und keine zusätzlichen Vorlagen benötigen. Zertifizierungsstellen werden mit diesem Tool jeden Datenpunkt direkt überprüfen können, sodass sowohl ZertifikatsinhaberInnen als auch PrüferInnen einen besseren Überblick darüber erhalten, welche Punkte validiert wurden und welche noch weiter bearbeitet werden müssen.
Optimierte Daten für maximale Auswirkung: nächste Schritte
Diese Datenänderungen werden gleichzeitig mit Version 1.4 unseres Standards für nachhaltige Landwirtschaft im Oktober 2025 bindend. Inzwischen können ZertifikatsinhaberInnen und Unternehmen bereits damit beginnen, sich mit der vereinfachten Datenpunktliste im Indikatorenanhang vertraut zu machen. ZertifikatsinhaberInnen können auch bereits die kürzlich veröffentlichte Vereinfachungsrichtlinie nutzen, durch die sie von der Reduktion einiger Standardanforderungen profitieren können. Eine Schulung wird im April 2025 verfügbar sein. In den kommenden Monaten werden wir ebenfalls weitere Informationen über unsere spezialisierten Zertifierungslösungen herausgeben.
Diese Änderungen stellen einen wichtigen Schritt auf dem Weg dar, das Zertifizierungsprogramm der Rainforest Alliance effektiver zu machen. Durch die Vereinfachung von Datenerfassungsprozessen und der Verbesserung der Datenqualität gewährleisten wir, dass die Zertifizierung die Auswirkung für ErzeugerInnen maximiert und gleichzeitig die Erfordernisse von Unternehmen und anderen Beteiligten in der Lieferkette erfüllt. Bei der Umsetzung dieser Aktualisierungen werden wir auch weiterhin ihre Auswirkungen überwachen und unseren Ansatz bei Bedarf verfeinern. Unser Ziel ist, ein Zertifizierungsprogramm zu schaffen, das nicht nur streng ist, sonder auch als praktisches Werkzeug dient, das Unternehmen dabei unterstützt, wachsende regulatorische Anforderungen zu erfüllen, und ErzeugerInnen dabei unterstützt, ihre Praktiken zu validieren und ihren Marktzugang beizubehalten.